Mit kräftigem, violetten Strich hat der Künstler die Figur auf das Papier gelegt, ja man möchte fast sagen: graviert. Die dunklen Haare sind mit Lockenwicklern aufgerollt, jedoch nicht vollständig. An der hinten liegenden Gesichtshälfte schaut noch eine Strähne heraus, gerade so, als wäre die Dargestellte mitten in ihrer Abendtoilette überrascht worden. Das Antlitz in den Händen vergraben, als wolle sie die vom Drangsal entstellten Gesichtszüge aus Scham verbergen, scheint die Frau von jähem Schmerz ergriffen. Über den Ursprung ihrer Malaise können wir nur Vermutungen anstellen. Ob Demütigung, Liebeskummer, Ohnmacht, Trauer, Scham oder gar Depression, wir wissen es nicht.
Bei dem zart rosa karierten Gewand handelt es sich offensichtlich um einen Nachtrock und so können wir auf eine anrührend einsame Szene in einem Schlafgemach schliessen. Haarpracht und Kleidung geben indes begrenzten Aufschluss über Zeit und Raum. Man könnte annehmen, es handele sich hier um eine typische bundesrepublikanische Hausfrau der 1960er Jahre. Gerade hat sie sich noch schön gemacht, die Haare für den nächsten Tag hergerichtet, die Haut dick mit wohlriechender Kamillencreme eingeschmiert, da schüttelte sie ein Gefühl ungeklärter Herkunft. Eine domestische Szene, die gewiß bei manchen eine beklemmende Nähe hervorzurufen vermag.
Am linken Bildrand wird die Szene eingerahmt durch den Satz: „Ich könnte Du sein – aber Du niemals ich“, flankiert von einem Auge, das den Betrachter anblickt, so als wolle es die Aussage auf uns lenken. Der Satz, der in einer Intonation beginnt, die eine empathische Färbung verspricht, endet mit überheblicher Wendung, ja, mit geradezu anmaßender Arroganz. Worauf es sich bezieht, können wir nicht wissen. Ist die Abgebildete gemeint? Für wen steht sie? Sind am Ende wir selbst gemeint? Wir wissen nicht, wie es in Mutters Herzen aussieht. Aber wir können ihren Schmerz verstehen.
With a strong, violet stroke, the artist has placed the figure on the paper, one might almost say engraved it. The dark hair is curled up, but not completely. On the back half of the face, a strand still peeps out, just as if the sitter had been surprised in the middle of her evening toilet. With her face buried in her hands, as if she wanted to hide her features, disfigured by the tribulation, out of shame, the woman seems to be seized by acute pain. As to the origin of her malaise we can only speculate. Whether humiliation, lovesickness, impotence, grief, shame or even depression, we do not know.
The soft pink checked robe is obviously a night skirt, and so we can conclude that it is a touchingly lonely scene in a bed chamber. Hair and clothing, however, provide limited information about time and space. One could assume that this is a typical 1960s German housewife. She has just made herself beautiful, prepared her hair for the next day, smeared her skin thickly with fragrant camomile cream, when she is shaken by a feeling of unexplained origin. A domesticated scene that is sure to evoke an oppressive closeness in some people.
On the left edge of the picture, the scene is framed by the sentence: "I could be you - but you never me", flanked by an eye that looks at the viewer as if it wants to direct the statement towards us. The sentence, which begins in an intonation that promises an empathetic colouring, ends with a haughty turn of phrase, indeed, with downright presumptuous arrogance. What it refers to we cannot know. Is the person depicted meant? Who does she stand for? Are we meant ourselves in the end? We don't know what Mother's heart is like. But we can understand her pain.
credits
released September 30, 2022
Max Müller (Gitarre/Synth/Gesang)
Florian Koerner von Gustorf (Schlagzeug)
Michael Fröhlich (Bass)
Michaela Schimun (Gesang) bei Track 2, 8
Coco Noix (Gitarre), Black Mozart (Violine) bei Track 3
Musik und Texte von Max Müller
Aufnahme: 03/2019–04/2022 (Gerswalde/Berlin)
Operator: Markus Köstner
Mischung: Max Müller
Mastering: Martin Slechta (Berlin/Los Realejos/Soma Bay/Djerba Bahia)
Zeichnung: Max Müller
Grafik: Michael Fröhlich
Druck: Oliver Nerlich (Berlin)
supported by 17 fans who also own “Ich könnte du sein aber du niemals ich”
Hallo Tom,
Vielen Dank für die CDs und deine netten Worte.
Schade, dass es von diesem wahnsinnig tollen Album kein Vinyl geben wird, aber verständlich.
Ich habe im Plattenschrank eines meiner Top10 aller deutschen Alben stehen: Ich & Ich von den Flowerpornoes. Was für ein super Album!
Falls du mal in Ulm, oder in diesem Fall korrekterweise in Neu-Ulm spielen möchtest, hier mein Tipp: Das Gold - coole Location! Mehr auf FB oder hier: https://dasgold.org/gold/
Liebe Grüße von Torsten. donauspatz
Kansas City trio Flooding draw out the more mystical qualities of slowcore and noise rock for a heavy sound that's less stony than doom. Bandcamp New & Notable Oct 26, 2023